Wer sich fragt, warum die Innere Wiener Straße so heißt, der findet
hier die Antwort, zumindest die, dass es früher auch eine Äußere Wiener gab, die heutige Einsteinstraße.
Lernen läßt sich
auch, dass der nahezu sagenumwobene
Glaspalast im Alten Botanischen Garten am Hauptbahnhof stand, bevor ein
Brand ihn vernichtete.
Es sind Details der Stadtgeschichte, die der "Stadtplan vom alten
München" aus dem Jahre 1928 zeigt. Michael Schmidt vom Dresdner
Sonnenblumen-Verlag (www.altdresden.de) erklärt, was er sich von
seinem Reprint verspricht.SZ: Warum haben Sie den Plan herausgebracht ?
Schmidt: Der Sonnenblumen-Verlag Dresden, den ich 2004 gegründet habe, ist auf
geschichtliche Literatur insbesondere zum sächsischen Raum
spezialisiert. So habe ich bereits vier historische Stadtpläne von
Dresden aufgelegt. Diese Produktschiene wollen wir ausweiten und sind
dabei zuerst auf München gekommen. Zunächst einmal spielen da
auch kaufmännische Gründe eine Rolle: bislang fehlt ein
solcher Plan von München auf dem Markt, auch hat die Stadt in zwei
Jahren die 850-Jahr-Feier.
SZ: Was lässt sich denn auf dem Plan erkennen, welche Details, welche Veränderungen in der Stadtstruktur ? Schmidt: Ein solcher
Plan gibt viele Infomationen auf einen
Blick und eignet sich deshalb vor allem als Ergänzung zu
historischer Literatur. Wie hat sich die Stadtstruktur verändert,
was hat sich erhalten, was ist vor allem im Zweiten Weltkrieg verloren
gegangen ? Die alten Straßenführungen zum Beispiel sind in
München, anders als in manchen anderen Städten, weitgehend
erhalten geblieben.
SZ: Mit dem Plan wird nun zum Beispiel
klar, wo einmal das Oberwiesenfeld lag: nördlich der heutigen
Schwere-Reiter-Straße. Man kann auch erkennen, wie sehr der Stadtraum
südlich davon zwischen Schwabing und Neuhausen dominiert war von
Kasernen. Gut und schön, warum aber nehmen Sie gerade einen Plan von
1928 ?
Schmidt: Historische Stadtpläne sind schwer
aufzutreiben; es sind nicht allzu viele erhalten. Ich hatte die
Unterstützung der Sächsischen Staats- und Landesbibiliothek; dadurch
bin ich eben an diesen Plan samt Straßenverzeichnis und der Liste von
Sehenswürdigkeiten und historischen Gebäuden herangekommen.
SZ: Und 1928 als Datum ? Die Zeit vor der großen Zäsur durch die Nazi-Zeit und Weltkrieg ?
Schmidt: Und vor der Weltwirtschaftskriese, die 1929 begann. Wenn man so will, bildet der Plan die Blüte kurz vor
Aufschwung und Zerstörung ab.
SZ: Sie haben sich bislang
weitgehend auf die Dresdner Geschichte beschränkt. Sehen Sie auch
eine Parallele zwischen den beiden Städten, was die gewachsene
Struktur und die Geschichte angeht ?
Schmidt: Ja, beide
sind Residenzstädte, beide sind Kulturstädte, beide haben
eine lange und interessante Geschichte- in der Tat gibt es einige
Gemeinsamkeiten.
SZ: Wer kauft Ihre Stadtpläne ?
Schmidt: Angesichts
der reichen Geschichte Münchens gehe ich davon aus, dass es in der
Stadt ein lebendiges historisches Interesse gibt - beim
Geschichtsstudenten ebenso wie bei den älteren Bürgern, die
sich mitunter noch an eine Kindheit in den 20er oder 30er Jahren
erinnern können. Wir haben eine Auflage von 4000 Exemplaren
gedruckt. Bei den Dresdner Plänen sind solche Stückzahlen
über die Zeit vollständig abgeflossen.