Rezensionen zum Buch
"Die Städtebauliche Entwicklung von Dresden 1871-1914"
Zeitungsausschnitt Sächsische Zeitung/Rezension zum Buch Die Städtebauliche Entwicklung von Dresden 1871-1918
SÄCHSISCHE ZEITUNG, 22.12.2003

-Dresdner Stadtleben,
Geschichte-

Vom Aufblühen einer Stadt

Im Wechselspiel zwischen Hof, Bürgertum und Wirtschaft entwickelt sich Dresden in der Kaiserzeit rasant

Von Bettina Klemm
Von 1871 bis 1914, in nur reichlich vier Jahrzehnten, hat sich die Bevölkerungszahl Dresdens mehr als vervierfacht. Die Folge war eine gewaltige Bautätigkeit.
Die Vielzahl der Dresden-Bücher wird jetzt durch Michael Schmidt bereichert. In einem Eigenverlag gibt er das Buch "Die städtebauliche Entwicklung von Dresden 1871 bis 1918" heraus. Mit meiner Darstellung über die Kaiserzeit möchte ich eine Lücke in der baugeschichtlichen Literatur schließen", sagt er. Schmidt hat bereits mehrere Bücher mit historischen Ansichtskarten veröffentlicht. Auch diesmal dominieren Ansichtskarten in seinem rund 130 Seiten starken Werk.
Schmidt stellt politische und wirtschaftliche Zusammenhänge dar. Er erläutert, warum Dresden in jener Zeit eine einzigartige Entwicklung genommen hat.
Als Gründe führt er das baukünstlerische Niveau und die Rolle Dresdens in Sachen Baugesetzgebung an. Eine wesentliche Grundlage bildete der 1859/62 aufgestellte Generalbebauungsplan. Darin werden Ringstraßen und Zonen für eine offene und geschlossene Bauweise sowie für die Industrieansiedlung festgelegt. Geld war vorhanden. Dresden galt als wichtigster Platz im Börsen- und Bankgeschäft Mitteldeutschlands, schreibt Schmidt.
Obwohl die Steuern relativ niedrig waren, verfügte auch die Stadt über ausreichendes Kapital für anspruchsvolle Bauten. Hervorragende Architekten wie Gottfried Semper, Wilhelm Rettig, Georg Hermann Nicolai und Hans Erlwein prägten das Geschehen.
Selbst das ständige Eingreifen von Hof und Regierung hatte damals seine Vorzüge, so Schmidt.

Zeitungsausschnitt Dresdner Neueste Nachrichten/Rezension zum Buch Die Städtebauliche Entwicklung von Dresden 1871-1918
DRESDNER NEUESTE NACHRICHTEN,
05.01.2004

Auch ohne Eigenheimzulage prima Klima für Häuslebauer

Michael Schmidt legt eine Studie zur städtebaulichen Entwicklung Dresdens zwischen 1871 und 1918 vor

Von Christian Ruf
Nach der Reichsgründung 1871 unter der Führung Preußens hatten die übrigen Bundesstaaten gegenüber Berlin nur noch einen engen Spielraum, was ihre Kompetenzen in Politik, Wirtschaft, Heereswesen usw. anging. Die Gesetzgebungskompetenzen des Deutschen Reiches und Sachsens waren klar voneinander abgegrenzt. Die Baugesetzgebung verblieb unter der Regie Sachsens und auch Teile der Wirtschaftsgesetzgebung unterlagen weiterhin sächsischer Kompetenz. Auf die öffentliche Bautätigkeit wirkte sich auch aus, dass die Einnahmen aus direkten Steuern in Sachsen verblieben.

Buch will eine Lücke in der Forschung schließen

Es wurde also auch ohne Eigenheimzulage und Abschreibungsmodelle viel gebaut, auch wenn einige Hausbesitzer zeitweilig versuchten, Aktivitäten anderer „Häuslebauer“ zu verhindern, um die Mieten hoch zu halten. Die Bevölkerungszahl stieg in Dresden zwischen 1871 und 1914 von rund 177 000 auf etwa 567 000. Das ist aber nicht nur auf die Zuwanderung aus den ländlichen Regionen sowie den Geburtenüberschuss (doch, das gabs tatsächlich einmal), sondern hauptsächlich auf die rigorose Eingemeindung von Vororten zurückzuführen. „Dresdens Entwicklung im Kaiserreich ist ein typisches Beispiel für den innerhalb weniger Jahrzehnte vollzogenen Charakterwandel von einer Residenzstadt zu einem Wirtschaftszentrum ersten Ranges“, schreibt Michael Schmidt in seinem neu erschienenen Buch „Die Städtebauliche Entwicklung von Dresden 1871-1918“, mit dem der Autor eine „Lücke“ in der baugeschichtlichen Literatur, die über Dresden bereits erschienen ist, schließen will. Hervorgegangen ist das im Eigenverlag veröffentlichte Buch aus einer Hausarbeit des Autors im Rahmen seines Geschichtsstudiums an der Fernuniversität Hagen. Blättert man das Werk nur kurz an, dann denkt man erstmal: „Ach ja, schon wieder so ein nostalgisches Büchlein mit vielen alten Schwarz-Weiß-Fotos, das sich darin erschöpft, das „schöne alte Dresden“ zu zeigen.“ Aber Schmidts Buch ist dann zum Glück doch deutlich anders, besitzt beträchtliche wissenschaftliche Qualitäten. Zunächst geht Schmidt knapp, aber in der Regel ausreichend informativ, auf die Rahmenbedingungen für die Bautätigkeit in Dresden ein, zeigt die staatsrechtliche Stellung Sachsens im Reich, legt die Bevölkerungsentwicklung und Sozialstruktur dar. Der Arbeiteranteil, hält er fest, stieg bis zur Jahrhundertwende auf etwa 50 Prozent, habe damit aber nicht das Niveau anderer Städte erreicht, so dass das Bild als Pensionärs- Beamten- und Garnisionsstadt nicht wesentlich verändert wurde, zumal die Arbeiter in der Regel sich in den Vorstädten und bestimmten Vororten ansiedelten, da die Mieten hier niedriger waren. Höchst aufschlussreich ist der Absatz über die baugesetzlichen Rahmenbedingungen, etwa zur neuen Bauordnung , die 1827 in Kraft gesetzt und später zwar durch einige Bauregulative ergänzt wurde, letztlich aber bis 1905 bestehen blieb. Schließlich kommt Schmidt auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu sprechen und versucht sich an einer passablen Charakterisierung der Epoche in stilgeschichtlicher Hinsicht.

Bau von Plätzen wurde bewusst gefördert

Dann geht der Autor auf die städtebaulichen Aktivitäten ein und kommt auf allerlei durch ökonomische Gesichtspunkte und den Zeitgeschack geprägte Bebauungspläne zu sprechen. Die Planung und Anlage von Plätzen mit Grünanlagen beispielsweise wurde von der Oberbehörde bewusst gefordert. Ab 1900 seien die Stadtplaner bei der Anordnung der Bauflächen von den örtlichen Gegebenheiten, der Lage im Stadtgefüge, der topografischen Situation und den Verkehrsbedingungen ausgegangen. „Nun ging es nicht mehr darum, in erster Linie repräsentative Straßenzüge, sondern gut ausgebildete, gesunde Wohnbereiche für die Bewohner zu gestalten“, macht Schmidt deutlich.

Niedrige Steuerbelastung wirkte sich vorteilhaft aus

Es gibt auf den Seiten weiter hinten noch reich bebilderte Abschnitte zu Entwicklungen aller Art im Kaiserreich im Zusammenhang mit der allgemeinen städtebaulichen Tätigkeit oder etwa den Versuch „generelle Ursachen und gleichzeitige Voraussetzungen für die Entwicklung von Großstädten“ zu benennen. Da wiederholt sich der Autor vielfach und vieles dürfte zumindest bei historisch einigermaßen bewanderten Dresdnern Allgemeinwissen sein. Auch bei der Übersicht über die spezifischen Voraussetzungen für die Großstadtentwicklung Dresdens sind nicht alle Punkte überzeugend. Von den Auswirkungen des enorm schnell voranschreitenden wissenschaftlich-technischen Fortschritts auf Industrialisierung, Verkehrsentwicklung, Bautechnik, Zweck und Form der Gebäude“ waren das Gros der größeren Städte im Reich betroffen. Andere Faktoren sind da stichhaltiger, etwa die im Reichsdurchschnitt pro Kopf vergleichsweise niedrige Steuerbelastung oder die „gut entwickelte, für Auftraggeber größtenteils günstige bzw. erträgliche Baugesetzgebung und das Privateigentum an Grund und Boden (bei Privatbauten)“. Schmidt hält fest: „Der besondere Charakter Dresdens ergab sich aus dem Wechselspiel der Kräfte des Hofes“ (er wirkte bei der Konzipierung und Finanzierung einer verhältnismäßig großen Anzahl von Bauten der Öffentlichkeit, der Bildung und Kultur aktiv mit), „der Regierung und der Stadtverwaltung, besonders die Stadtverordnetenversammlung, die auch als Interessenvertretung der Spekulanten agierte.

Zeitungsausschnitt Sächsicher Bote/Rezension zum Buch: Die Städtebauliche Entwicklung von Dresden 1871-1918
SÄCHSISCHER BOTE,
14.01.2004



Residenz wird zur Großstadt

Über die Städtebauliche Entwicklung Dresdens von 1871-1918

Kürzlich ist das neue Buch "Die Städtebauliche Entwicklung von Dresden 1871-1918" von Michael Schmidt erschienen. Es soll eine Lücke in der baugeschichtlichen Literatur, die über Dresden bereits erschienen ist, schließen.
In diesem Buch werden in erster Linie die geschichtlichen Zusammenhänge der Bautätigkeit behandelt. Diese werden auch in Bezug zur kunstgeschichtlichen und architektonischen Entwicklung gesetzt.
Dresdens Entwicklung im Kaiserreich ist ein typisches Beispiel für den innerhalb weniger Jahrzehnte vollzogenen Charakterwandel einer Kommune von einer Residenzstadt zu einem Wirtschaftszentrum ersten Ranges. Der Wandel zur modernen Großstadt bedeutet sowohl Aufblühen, innere Verstädterung und Erweiterung der Stadt mit eindrucksvollen öffentlichen Bauwerken, Industriebauten und vor allem Wohnhäusern in bis dahin nicht gekannter Zahl, als auch ein stetiges Auseinanderdriften des Stadtbildes.
Dresden wuchs durch Stadterweiterungen sowie Eingemeindungen von Vororten von 1892-1913 beträchtlich. Eine große Anzahl kunsthistorisch wertvollder Bauten, die repräsentativ für die Kaiserzeit sind und großteils im Zweiten Weltkrieg beim angloamerikanischen Bombenangriff auf Dresden am13./14. Februar 1945 zerstört worden sind, sollen das Baugeschehen in diesem Zeitraum dokumentieren.
Weiterhin wird auf die politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung im Zusammenhang mit der allgemeinen Stadtbauentwicklung in Deutschland eingegangen.
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